Sonntag, 30. September 2007

Sotheby's: Gerüchte über die Rückkehr nach Berlin

Dass sich das Auktionshaus Sotheby's nach nahezu zehn Jahren Abstinenz Berlin annähert, gleicht einer kleinen Sensation. Zunächst war nur die Vorbesichtigung einiger der wichtigsten Werke des großen Londoner Evening Sales für zeitgenössische Kunst (am 12. Oktober zeitgleich zur Frieze Art Fair) zu sehen. Nach diesem Zeichen diplomatischen Tauwetters stellt sich aber die entscheidende Frage: Wagt das Unternehmen als letztes der großen Auktionshäuser endlich auch den festen Schritt in die neue europäische Hauptstadt der Kunst?
Mit der Auflösung der Berliner Dependance von Sotheby's und der Verabschiedung der bis dato umtriebigen Britin und Berliner Repräsentantin Lucy Dew hatte das Auktionshaus der Hauptstadt 1999 den Rücken gekehrt. Der entsprechende Markt sei nicht vorhanden, lautete damals die Begründung. Käuferschichten seien zu dünn, Sammler einfach nicht anwesend. Während Philips de Pury und Christie's ihre Filialen auf-, bzw. ausbauten, und auch die Villa Grisebach unter Daniel von Schacky mittlerweile ansehnliche Auktionen mit Zeitgenossen ausrichten, war Sotheby's zwar lange Jahre erfolgreich mit einer freiberuflichen Berliner Repräsentantin versorgt, doch die strich zu Anfang des Jahres die Segel, um sich dankbareren Aufgaben zu widmen. Bis zum heutigen Tag tut man sich bei Sotheby's mit dem Standort Berlin eher schwer. So wird Deutschlandchef Philipp Herzog von Württemberg nicht müde zu betonen, man wolle sich in Deutschland erst einmal unabhängig von der Hauptstadt positionieren. Eine dortige Dependance sei nicht geplant. Doch die Unken rufen ganz Anderes aus der Villa Elisabeth in Mitte hervor. Demnach könnte bereits zu Anfang des kommenden Jahres der Schritt nach Berlin gewagt werden. Eine gute Entscheidung und gar kein so besonders großes Wagnis wäre eine Dependance allemal. Denn dort, wo viele der amerikanischen Galerien mittlerweile Ableger eröffnen oder über Eröffnungen zumindest ernsthaft nachdenken, kann es so schlecht nicht gehen mit dem Kunstverkauf. Zum Preis von sicherlich feierlichen und gelungenen Zweitagesevents mit Caterern aus Hamburg, Getränken aus Frankreich und Experten aus aller Welt gibt es in Berlin ohne Zweifel schöne repräsentative Räumlichkeiten zu mieten - und zwar für mindestens ein Jahr. HS

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