Es gibt Kunstwerke, denen man schon erlegen ist, bevor man sie versteht. Ein solcher Effekt ist auf dem diesjährigen ART FORUM BERLIN Les Schliesser gelungen, der den Stand der Kölner Galerie Mirko Mayer in eine zugleich praktische wie symbolische Druckwerkstatt umgewidmet hat. Schliesser, der zuletzt mit Arbeiten im öffentlichen Raum Aufmerksamkeit erregte, hat eine Rotaprint 45 K-Druckmaschine installiert, um die Messe als Kleindruckereistandort für Propagandamaterial zu nutzen. Seine sattschwarzen Offset-Flyer fordern auf flachem Papier das Ende des zweidimensionalen Denkens und erinnern mit einer vogelperspektivischen Skizze an das Schicksal des Unternehmens Rotaprint, das bis zu seinem Konkurs Druck- und Zeitungsgeschichte schrieb. Heute befinden sich Atelierräume auf dem Gelände, dessen Gemeinnützigkeit ein paar unermüdliche Künstler, darunter Schliesser selbst erstritten haben. So zeigt der Messestand Kunst, die unbestreitbar produktiv war, beim Produzieren ihrer Eigenwerbung und erhebt zugleich die Gemeinnutz-Propaganda zum Museumsstück. Das hat Hintersinn und kann doch nicht den Reiz der Maschinenästhetik bremsen, die nach dem Verkauf von Rotaprint 45 X 0709 auch in Sammlerhänden an die nun zum Stillstand kommende Vorgeschichte nichtkünstlerischer Arbeit erinnert. Oder wird der künftige Besitzer auf der Maschine seine ganz private Propaganda drucken? GG
Samstag, 29. September 2007
Rotaprint 45 X 0709 - Bei Mirko Mayer reflektiert die Kunst über Produktivität
von Gerrit Gohlke um 12:40
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