Politische Statements sind im Rahmen von Kunstmessen sinnfälligerweise eher rar und tauchen, wenn überhaupt, nur in derartig ästhetischer Verpackung auf, dass sie beim kunstglamourösen Flanieren keinen größeren Schluckauf verursachen. In Halle 11.2 am Stand der jungen Galerie Motive aus Amsterdam stolpert man dann doch über einen Satz wie "The world is a dangerous place, not because of those who do evil, but because of those who look on and do nothing" und gähnt über die moralisierende Plakativität. Dabei präsentiert sich die Installation aus Skulpturen und Wandzeichnungen des in Paris lebenden Künstlerduos Lucy & Jorge Orta als eine bemerkenswert subtile Bildfindung in der Auseinandersetzung mit dem Irakkrieg am Beispiel der Stadt Falludscha. Was Lucy Orta, die ursprünglich aus dem Mode-Design kommt, als "Archtitekturen mit Seele" bezeichnet, sind Stahlbetten en miniature auf denen farbstylische Isolier-Schlafsäcke befestigt sind - leere Kokons verbrannter Seelen - und von denen Kinderschuhe oder OP-Besteck wie Mobiles baumeln. Das ästhetisch-sterile Memorial hat eine eigenartige Schönheit, die eher anzieht als abschreckt, und in der bewusst gesetzten Leerstelle mitten ins Mark trifft. Das Messemotto "About Beauty" unterläuft hier unser medienkodiertes Wahrnehmungsverhalten und führt den Kunstvoyeur an seine Grenzen. AH
Sonntag, 30. September 2007
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