Seit einigen Jahren ist das Ausstellungsformat Biennale beliebtes Gesprächsthema auf internationalen Podien. Weit über Hundert soll es von den temporären Veranstaltungen mittlerweile geben, wobei die Zahl zunimmt. Gerne wird auf Podien diskutiert, wie sich die politischen und kulturellen Bedingungen vor Ort zur Internationalität und zur Globalität des Ausstellungsformates verhalten. Sind Biennalen nicht vielmehr so etwas wie „dropped sculptures“, die ungeachtet der räumlichen Gegebenheiten wie das Blaue vom Himmel fallen? Können Biennalen für das jeweilige Umfeld mehr bewirken als eine bloße Finanzspritze? Und wie erreicht man auch so etwas wie eine kulturelle und politische Nachhaltigkeit? Der Sichtweise, Biennalen seien in sich homogene Veranstaltungen, widersprach die russische Kuratorin und Kritikerin Iara Boubnova. Sicher könne man nie von perfekten Bedingungen sprechen und sicher seien internationale Ausstellungsformate wie eine Biennale nicht immer Mediatoren zwischen dem Lokalen und dem Globalen, jedoch arbeiteten jedes Mal unterschiedliche Kuratoren, Künstler und Politiker zusammen. Und gerade die lokalen Gegebenheiten machten eine Biennale zu einem jedes Mal anderen Produkt. In diese Richtung sprach auch Anselm Franke. Zusammen mit Hila Peleg wird er die kommende Manifesta-Biennale in Norditalien in einem Team mit weiteren Kuratoren gestalten. Es sei das Ausstellungsformat selbst, das bestimme, wie die Ausstellung erscheine. Daher müsse man seine Spezifität in der Ausstellung selbst reflektieren und mit anderen Formaten kontrastieren. Beim Einbinden der lokalen Kultur müsse man aufpassen, dass dies nicht in einer Art Freak Show ende. Adam Szymczyk – nächster Kurator der Berlin Biennale 2008 zusammen mit Elena Filipovic, die auch auf dem Panel saß – verwies darauf, dass neben den ästhetischen und politischen Bedingungen viel zu selten über die konkreten ökonomischen gesprochen würde. So müsse man auch die Frage stellen, warum Biennalen mit einem Mal wieder verschwänden oder was es bedeute, wenn sich Orte Biennalen schlicht nicht leisten könnten. Filipovic wiederum verwies auf den aktuellen Kontext dieses Panels auf dem Art Forum: Während man auf der Messe über das Format Biennale spreche, würde man auf Biennalen das „Genre“ Markt gerne ignorieren. Hans Ulrich Obrist, Kunstkritiker und derzeit Kurator bei der Londoner Serpentine Gallery, sprach sich in einem fernmündlichen Referat dafür aus, dass das Temporäre und Ephemere einer Biennale nicht als ihre Negativpole anzusehen seien, sondern als Möglichkeiten für einen stets offenen Prozess des Ausstellungsmachens. Abgesehen von den nicht wirklich neuen Fragen des Moderators Mark Gisbourne, Kurator und Kunstkritiker, war eine doch interessant: Wie passt in ein Sprechen über die politischen, kulturellen und ökonomischen Bedingungen einer Biennale eigentlich die Kunst? Dazu kam es gestern nicht wirklich. (ART FORUM BERLIN Talk – Biennalen III – 30. September 2007, 17:30 Uhr) AS