Dienstag, 2. Oktober 2007

Die Verstrickung suchen! Hans-Jürgen Hafner wird nächster Kurator der Sonderausstellung des ART FORUM BERLIN

Noch ist Ami Baraks wohltuend entspannte Sonderausstellung „House Trip“ beim ART FORUM BERLIN 2007 nicht abgebaut, da stellt die Messeleitung bereits dessen Nachfolger vor. 2008 wird Hans-Jürgen Hafner die Aufgabe haben, am Rande des Verkaufsgetümmels der Galerien und Sammler der Kunst einen von Preisschildern freies Reservat einzurichten. Der 1972 geborene Kurator, gelegentliche DJ und freie Autor hat die Messe mit einem ebenso wagemutig erscheinenden wie subjektiv gefärbten Konzept überzeugt. Hafner, ein konsequenter Verfechter des beharrlich kritischen Diskurses trägt nicht die Namen kunstmarktmächtiger Wirkungsstätten und Auftraggeber vor sich her. Der aus dem wallfahrtsnobilitierten Freystadt in Bayern stammende Wahlberliner hat durch eher kleine, doch durchdachte Ausstellungen überzeugt, zuletzt etwa „The Most Contemporary Picture Show, Actually“ in der Kunsthalle Nürnberg, einer ebenso durchdachten wie sperrigen Schau, die für das ART FORUM BERLIN 2008 interessante, vielleicht sogar riskante Ansätze erwarten lässt.Bislang stehen eher theoretische Leitlinien des Konzepts fest. Hafner will mit aller Entschiedenheit die Konvention der „Ideen- und Themenausstellung“ vermeiden und die „Situation“ am Messerand als „Material“ für sich nutzen. Hafner will nicht wie Barak den Kontrast zur Messe herstellen und eine Enklave für die Kunst schaffen, sondern sich „verstricken“. Aus diese Annäherung an die Messe und ihren Markt sollen Antworten auf eine grundlegende Frage gewonnen werden, nämlich der nach den feinen Unterschieden, die aus Kunst Kunst machen oder sie in anderen Kontexten zum Verschwinden bringen können. „Difference, what difference“ heißt Hafners Schau, wie er sagt. Dabei sucht er nach dem schleichenden Übergang zwischen Messe und Ausstellung – der Verstrickung eben. „um aus jeder Verstrickung eine Distinktion herauszuschlagen“. Damit nistet sich die Institutionskritik in den Messehallen ein. Hafner will fragen, wie diesseits und jenseits die Ausstellungsweise die Kunst beherrscht. Gelingt ihm dies, wird das Publikum nicht nur etwas zu sehen, sondern auch etwas zu denken bekommen. GG

Hans-Jürgen Hafner
Foto: Stefan Maria Rother
© Messe Berlin

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